(veröffentlicht in „ Metafoor, tijdschrift voor therapeuten Interactionele Vormgeving, 15 april 2010)

von Els Van Sonhoven

 

[quote]Während des Trances wird das Selbst aufgelöst, und man erlebt, dass man über sich selbst hinaus wächst. (Alexander Lowen) [/quote]

Die biologische Geschichte

GehirnwellenUnser Gehirn besteht aus einem Netzwerk von mehr als hundert Milliarden Gehirnzellen (Neuronen), die miteinander kommunizieren mittels chemischer Stoffe (Neurotransmitter) und elektrischer Impulse. All diese elektrischen Impulse zusammen geben ein elektro-magnetisches Signal ab (die Gehirnwellen), deren Geschwindigkeit variiert.

Das Gehirn von Babys produziert Delta-Wellen (- 4 Hz) und das von Kleinkindern vor allem Theta-Wellen (4-8 Hz). Ab dem Alter von 5 Jahren produziert das Gehirn immer mehr Alpha-Wellen (8-12 Hz). In dem Maß, in dem der Prozess des Aufwachsens und sich Anpassens an die Umwelt voranschreitet, nehmen die Beta-Wellen (12-40 HZ) zu. Beta ist die dominanteste Frequenz Erwachsener im alltäglichen Leben (tagsüber). In tiefem Schlaf gehen die Wellen über auf Delta, und während des Träumens zeitweise auf Theta.

Während des Trancetanzes ist der Körper wach und aktiv. Und während sich der Körper des Tänzers zur Musik bewegt, verlangsamen sich die Gehirnwellen zu Alpha (entspanntes und meditatives Bewusstsein) und Theta (Traumbewusstsein). Bilder, Einsichten und Inspiration sprudeln aus dem Unterbewusstsein hoch und man sieht neue Zusammenhänge. Erst seit kurzem wird wissenschaftlich untersucht, wie heilend Musik ist, und es weist darauf hin, dass Musik helfen kann bei Depressionen und sie die Genesung nach einem Gehirnschlag beschleunigt.

 

Die kulturelle Geschichte

Dervish TrancetanzDie Anwendung von Trancetanz und anderer Rituale zur Heilung ist uralt und Du findest es auf dem ganzen Planet. Es gibt viele Formen von Trancetanz. So kennt die Balinesische Trancetanz-Kultur eine lange Tradition, worin auch heute noch neue Tänze kreiert werden. Wirbeltänze sind dafür bekannt, dass sie beide Gehirnhälften in Gleichgewicht bringen und die Verbindung mit dem Selbst und dem großen Ganzen wiederherstellen. Im Mittelalter gab es viele islamistische Klöster, wo die Sufis wirbelten, um Eins zu werden mit Gott. Als die Pestepidemie im 14. Jh. ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausrottete, wurde der Kult des heiligen Rochus (San Rocco) populär, wobei man sich in Extase tanzte. Extasisch tanzen half bei der Trauerverarbeitung, um besser mit Angst vor dem Tod umgehen zu können und um das selbstheilende Vermögen zu aktivieren.

Am Ende der 80er Jahre begann Frank Natale im Westen, neuzeitliche Trancetanzrituale zu organisieren, inspiriert von den universellen Kennzeichen verschiedener Trancetanz-Kulturen. Vor Anfang des Tanzes bestimmst Du eine Intention. „Meine Intention vor dem Tanz war es, den Schmerz in meinem Rücken zu lösen. Während des Tanzes kamen allerlei Jugenderinnerungen auf, und ich wurde mir darüber bewusst, dass die schmerzhaft gespannten Muskeln in meinem Rücken mit der Angst vor meinem Vater, die ich früher oft fühlte, zu tun hatte. Während des Tanzes entspannten sich meine Muskeln schon etwas, und ich erhielt die Eingebung, diese Stelle einige Male massieren zu lassen.“ (Marjan).

TrancetanzWährend des Rituales trägt jeder, bis auf die Begleiter, die für Sicherheit sorgen, eine Augenbinde. Da alle visuellen Reize der Umgebung wegfallen, macht der Tänzer einfacher Kontakt mit seiner inneren Welt und er Weisheit seines Körpers. Die meisten Tänzer erfahren die Augenbinde, in diesem Zusammenhang, als befreiend. „Ich sitze in meiner täglichen Arbeit ganze Tage am Computer und da werde ich manchmal so steif davon. Ich habe während des Tanzes eine ganze Weile auf Händen und Knien gesessen und mein Becken freigeschüttelt, herrlich fand ich das! In keiner anderen Umgebung tue ich das.“ (Tanja).

Der Tanz beginnt mit einigen Minuten Feueratmung: zwei Mal durch die Nase ein- und EIN Mal durch den Mund ausatmen. Der Feueratem lädt den Körper mit Sauerstoff auf und wird schon tausende Jahre bei Yoga und Tantra angewendet. Das Ritual endet mit einer liegenden Integration zum Ohm-Klang, der in verschiedenen Traditionen als Ur-Klang beschrieben wird.

Die Theatermetapher, die in der Sichtweise der Interaktionellen Formgebung angewendet wird (wobei jeder Mensch – sowohl Regisseur, Schauspieler als auch Publikum – seines eigenen Lebens sein kann), ist gut mit dem Trancetanzritual zu vereinigen. VOR Anfang des Tanzes entscheidet der Regisseur, mit welcher Intention er tanzen will und wählt einen Platz auf der Tanzfläche. Der Schauspieler bindet seine Augenbinde um, macht die Feueratmung und beginnt zu tanzen. Und dann ist da der magische Augenblick, der ‚Trance’ genannt wird. Obwohl der Regisseur nicht mehr wirklich anwesend ist, bleibt der Tanz doch gesteuert durch die Intention. Der Schauspieler lässt seinen Körper frei zur Musik bewegen. Und das Publikum nimmt sich selbst wahr, während es tanzt. Die Interaktion zwischen Regisseur, Schauspieler und Publikum nimmt die Form an von einem Tänzer, der ganz und gar mit dem Tanz zusammenschmilzt.

 

Die persönliche Geschichte

Vor langer Zeit arbeitete ich als „Change Manager“ in einer Amerikanischen Bank. Von meinem Arbeitsplatz aus, in einem hohen Geschäftsgebäude mit Klimaanlage, hatte ich einen weiten Überblick über den Smog, der Brüssel bedeckte. Eines Tages wurde mir bewusst, dass das Projekt, an dem ich mitarbeitete, ein Prestige-projekt war, finanziert mit Steuergeldern. Gleichzeitig wurde ich gestalkt durch einen Ex-Partner, dessen Vater eine hohe Position bei der Polizei hatte. Mein(e) Welt(bild) fing an abzubröckeln. Um zu überleben, übte ich bewusst, langsam und meditativ zu laufen, inspiriert durch Alexander Lowen. Während meine Kollegen nach der Arbeit an mir vorbei rannten, um die erste übervolle Bahn zu kriegen, wanderte ich, so träge und meditativ wie möglich, zum Bahnhof. Zur Zeit, als ich beim Bahnhof ankam, war im Zug wieder Platz zum Sitzen.

Als ich zusammenbrach, bekam ich die Diagnose: Burn-out, Depression, chronisches Müdigkeitssyndrom. Mein Körper ließ mich im Stich und mein Gedächtnis auch. Nach einem Jahr wurde ich in der Verwaltung als 66+-Invalide eingetragen. Ich betrat eine Welt mit Menschen, die gleichartige Dinge erlebt hatten, und ich entdeckte, dass das Stigma (eines großen Teils) der Kultur dieses Trauma oftmals aufrechterhält oder sogar verschlimmert.

In dieser Periode machte ich meine ersten (liegenden) Trancereisen bei Liliane, die mich lehrte, anders nach mir selbst und der Welt zu schauen. Ich habe schon immer gerne getanzt: Afrikanisch, orientalisch, indisch, Wirbeltanz… Aber um auszugehen und Workshops zu folgen hatte ich keine Energie mehr und zu viel Schmerzen. Ich lernte zu tanzen ohne viel zu bewegen. Liegend, in einem Bad mit warmen Wasser, ließ ich meine Augen rund um meine Nasenspitze tanzen, während meine Finger Wasserklänge tropften in Form von Blumen. Tanz spielte eine wichtige Rolle in meinem Genesungsprozess und tut das noch immer.

 

Das Heilen der Seele

[quote]Der menschliche Geist sehnt sich danach, seine ursprüngliche Grazie zurück zu finden, aus der Gefangenschaft, die ihm vom Ego auferlegt wurde, auszubrechen und sich verbunden fühlen mit dem Strom des Universellen. (Alexander Lowen)[/quote]

Archetyp-des-SchamanenIn animistischen Kulturen (das Lateinische Wort Anima bedeutet sowohl „Seele“ als auch „Leben“) wird der Begriff Seelenverlust verwendet für die Umschreibung einer TraumaErfahrung und die Folgen davon auf die Lebensqualität. Ein Teil unserer Lebenskraft (ein Stückchen Seele) verlässt uns dann, um zu überleben und die Schmerzen nicht fühlen zu müssen. Das Ritual, in dem der Schamane eine Trancereise macht, um die verlorenen Seelenstücke seines Klienten zurückzuholen, wird ‚Soul retrieval’ genannt. (Ich benutze hier den englischen Ausdruck, da ich noch kein passendes Deutsches Wort dafür gefunden habe). Es ist ein sehr starkes Ritual, aber da es ein Stückchen Seele bleibt, ist es auch notwendig, in Deinem täglichen Leben für gute Umstände zu sorgen. Wenn Du ein ‚Soul retrieval’ machst, um einen Seelenteil zurückzuholen, der sich im Zusammenhang mit Misshandlung durch Deinen Partner von Dir abgetrennt hat und es ändert sich nichts an der Situation, dann wird dieser Seelenteil wieder weggehen.

Während eines Trancetanzes gehen die Teilnehmer selbst auf die Reise und es passiert oft, dass ein Seelenteil spontan zurückkehrt, da die Umstände und die Zeit reif dafür sind.

Greet möchte gerne ihr verwundetes Herz für ihren neuen Partner öffnen und nimmt dies als Intention für ihre Trancereise: „Während des Tanzes sah ich plötzlich eine kleine Ziege vor mir. Sie hatte ein Stück meines Herzens in ihrem Mund und gab es mir zurück.“

Trancereisen sind meine bevorzugte Art und Weise Traumata zu verarbeiten. Während meines ‚Soul retrievals’ reiste ich zurück zu verschiedenen Momenten meiner Vergangenheit. Für ein erfolgreiches ‚soul retrieval’ ist es nicht nötig, tatsächliche Begebenheiten wieder aufzurufen.

„Während des ‚soul retrievals’ machte ich einen Trip auf dem Rücken einer Spinne. Nach einer Weile kamen wir bei einem staubigen Spinnennetz an, worin ein Bröckchen festsaß. Die Spinne zog das Bröckchen heraus und entfernte das Spinnengewebe. Das Klümpchen Gold, das zum Vorschein kam, gab sie mir. Danach reisten wir zusammen zurück.“ (Els)

Einen großer Teil meiner Trauma-Verarbeitung tat ich während der Trancetänze, die von meinem Lebenspartner Aernoudt, der Psychologe ist, begleitet wurden und mit dem ich regelmäßig zusammenarbeite. Da die öffentlichen Tanzabende nicht auf intensive therapeutische Behandlung ausgerichtet sind, raten wir Teilnehmern ab, in diesem Kontext an großen Themen wie z.B. Inzest, zu arbeiten, es sei denn in Vereinbarung mit einem Therapeut. Viele der Teilnehmer an einer Serie Trancetänze und mehrtägiger Programme sind im Begleiten von Menschen geschult.

„Während einer Reise in Iran wurde Carla zusammen mit ihrem Reisegefährten von einer schwer bewaffneten Drogenbande entführt. Nach einer Woche gelang es ihr, zu entkommen. Ihr Reisegefährte kam erst drei Wochen später frei, nachdem sich die belgische Politik einmischte. Die Medien machten ihre eigene Geschichte daraus und nach ihrer Rückkehr nach Belgien erhielt Carla viele negative Reaktionen von Menschen auf der Straße, die sie nicht kannte. Da sie sofort nach Rückkehr als Coach in einer großen Firma anfing zu arbeiten, war wenig Raum für Verarbeitung des Geschehenen. Ein halbes Jahr nach ihrer Entführung meldete sie sich für eine Serie von 5 Trancetänzen an. Ihre Intention für die Serie war, das Trauma der Entführung zu verarbeiten. Während des ersten Trancetanzes sieht sie Bilder von Indianern, die ihr den Rat geben, mit den Augen des Adlers sehen zu lernen. Im zweiten Trancetanz kann sie auf eine neue Weise nach ihren Entführern und Reisegefährten (mit dem sie keinen Kontakt mehr hat)schauen. Während der nächsten Tänze kommen ihre Tränen frei und setzt sich ihre Verarbeitung Schritt für Schritt fort.“

In den mehrtägigen Programmen machen wir die ‚soul retrieval’ in der Mitte des Programmes, sodass noch genügend Zeit ist, um die nötige Nachsorge zu leisten.

„Saskia nimmt, im Rahmen eines mehrtägigen Programmes, an einem ‚soul retrieval’ teil. Sie hat Probleme um Menschen zu vertrauen; und möchte gerne ein Stückchen Seele zurückholen, das mit diesem Thema zu tun hat. Während ihrer Trancereise holt sie eine vergessenen Jugenderinnerung ein: als Kleinkind blieb sie einige Tage in einem Krankenhaus, wo sie sich durch ihre Eltern im Stich gelassen fühlte und, für ein Kleinkind, sehr schockierende Dinge erlebte. Sie wird zurückversetzt in die Ohnmacht von früher und kehrt von dieser Reise zurück, ohne das Seelenteil, das sie zurückholen wollte. Am nächsten Tag sitzen wir beisammen und besprechen, was Saskia braucht, um dieses Stück zurückzuholen. Es kam heraus, dass sie in ihrem derzeitigen Leben noch einige Sachen verändern musste, um heilen zu können. Während ich trommele, macht sie ihre Reise erneut. Dieses Mal nimmt sie ihr Lieblings-Schmusetier aus ihrer Kinderzeit und all ihre Haustiere mit. Und gemeinsam gelingt es ihnen das Seelenteil zurückzubringen.“

Genauso wie manchmal Menschen Stückchen Seele von uns stehlen, so stehlen auch wir (ungewollt) Stückchen Seele von anderen. Ich machte einige Trancetänze mit der Intention Seelenteile zurückzugeben. Es passierte einige Male, dass ich kurz nach so einem Tanz kontaktiert wurde von der Person, an die ich während meiner innerlichen Reise Seelenteile zurückgegeben hatte. Und das, obwohl wir jahrelang keinen Kontakt miteinander gehabt hatten.

 

Den Kontakt mit der Erde wiederherstellen

[quote]Es ist unvermeidlich, dass wir, wenn wir die Natur ausbeuten, auch unsere Kinder ausbeuten. (Alexander Lowen)[/quote]

Aus schamanistischem Gesichtspunkt ist die globale Krise, die nun stattfindet u.a. die Folge eines Seelenverlustes auf verschiedenen Ebenen. Wenn eine Person Seelenverlust erleidet, und dies nicht geheilt wird, wird dies von Generation zu Generation weitergegeben. Ganze Völker leiden unter Seelenverlust durch Krieg, Genozide, Sklaverei, das Vernichten lokaler Ökonomien… Das westliche Objekt-Weltbild hat zur Entwicklung der Wissenschaft beigetragen, aber auch zur Verfremdung von der Natur (Enterdung). Im westlichen Weltbild ist ein Berg ein Haufen Erz, der gewonnen werden muss, um der Stagnierung des ökonomischen Wachstums vorzubeugen. Eine Kuh ist eine Milchfabrik, und es wird so viel Fisch in den Ozeanen gefangen, dass die Fortpflanzung vieler Sorten in Gefahr kommt. Eine Veränderung des Weltbildes ist notwendig, um die Krise des Planeten Erde lösen zu können.

Trancetanz - der Traum von unserem Planeten tanzen!In animistischen Kulturen sieht man die gesamte natürliche Welt als beseelt und voll von Leben. Man weiß, dass alles mit allem zusammenhängt und fühlt eine persönliche Verbindung mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen, Bergen, Flüssen… Ein Berg ist heilig, denn er ist eine Quelle des Lebens. Die Höhenunterschiede sorgen für Biodiversität, und das Wasser, das den Berg hinunterströmt, ist gutes Trinkwasser und spendet den Gewächsen Leben. Darum dankt man dem Berg und dem Fluss, der den Berg hinunterfließt, und der Sonne, die jeden Tag wieder aufgeht…

Viele Menschen, die in Städten aufgewachsen sind und ihr Essen, in Plastik verpackt, im Supermarkt kaufen, haben die Verbundenheit mit der Erde verloren. Einen Trancetanz tanzen, in dem der Tänzer sich mit einem Tier, einer Pflanze oder einem Berg identifiziert, hilft den Kontakt mit dem eigenen Körper und der Erde wieder herzustellen. Eine Transformation im Landbau, Ökonomie, Bildungswesen und anderen Fazetten der menschlichen Kultur ist notwendig, wenn wir den nächsten Generationen einen Planeten hinterlassen wollen, auf dem man leben kann.

Trancetanz wird von vielen Menschen erfahren als eine schöne Art und Weise, Abschied von alten Gewohnheiten, die unserer Lebensqualität im Wege stehen, zu nehmen und neue Lebensformen willkommen zu heißen, worin Respekt gegenüber uns selbst, der Erde und uns folgenden Generationen im Mittelpunkt steht.

 

Beilage: Soul retrieval auf Bali

Bali ist ein Teilstaat Indonesiens, ein Inselstaat mit 17.508 Inseln, wovon die Bevölkerung größtenteils muslimisch sind. Die meisten Balinesen sind Hindu. Der Balinesische Hinduismus ist sehr mit dem Animismus und Buddhismus verwoben und hat eine reiche Trancetanzkultur.

In den Jahren 2002 und 2005 wurden durch eine extremistische Muslimgruppe, im Nachtlebenbereich des touristischen Badeortes Kuta, Bombenanschläge verübt, die hunderten Menschen das Leben kostete. Nach den Bombenanschlägen fand auf der ganzen Insel ein Reinigungsritual statt, um die Balanz zwischen den destruktiven und kreativen Lebenskräften wieder herzustellen. Alle Betroffenen und deren Familienmitglieder wurden eingeladen teilzunehmen. In der Woche vor dem Ritual sammelten die Priester heiliges Wasser von allen Familien-, Meeres-, See- und Bergtempeln auf ganz Bali und den benachbarten Inseln Java und Lombok. Während der Zeremonien segneten Puppenspieler und Tänzer auch heiliges Wasser am Ort selbst. Dieses heilige Wasser wurde mit gereinigtem Wasser verdünnt und über Verteilerstellen unter der gesamten Bevölkerung Balis (mehr als 3 Millionen Menschen) verteilt, sodass jeder bei diesem Reinigungsritual einbezogen wurde.

 

Beilage: Die Heilungstänze der San

Die San oder Waldmänner sind Jäger/Sammler, und die meisten von ihnen leben immer noch in Harmonie mit der Natur. Einstmals bewohnten die San die Hochebenen und Berge im ganzen Süden von Afrika. Ihre Felsenzeichnungen werden als der erste menschlichen Ausdruck van Kunst gesehen. Als die weißen Kolonisten kamen, durfte man die San frei jagen, und viele wurden gezwungen, als Sklaven zu arbeiten. Heute leben noch ca. 100.000 San in kleinen Gemeinschaften von Jägern und Sammlern, die Hälfte davon in Botswana.

Im Jahre 2005 vertrieb die Regierung von Botswana tausende San von ihrem Land, um dort ein Touristenzentrum, das Safaris organisiert, anzusiedeln. 2006 halfen Menschenrechtsorganisationen den San in der längsten und teuersten Gerichtsverhandlung, die jemals in Botswana stattgefunden hat, und das Hohe Gericht entschied, dass sie in ihr Wohngebiet zurückkehren durften. 2010 stimmte die Regierung der Diamantgewinnung in demselben Gebiet zu, und entsagte den dort lebenden San Zugang zum Wasser.

Die Mitglieder der San-Gemeinschaften kommen oft zusammen, um Musik zu machen und zu tanzen. In einem der Tänze klatschen die Frauen einen einfachen Rhythmus und einige der Männer gehen daraufhin in Trance, um danach mit ihren Händen die kranken Mitglieder ihrer Gemeinschaft zu heilen.

 

Bibliographie

 

© Els van Sonhoven, März 2010

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